Lese Daten.....

Wetterspruch des Tages
Die Schnake, die hat leichtes Spiel, bringt der Januar der Wärme viel. Jedoch sticht uns're Mücke nicht, schwillt auch nicht Habakuks Gesicht.

Das Wetterthema

herausgegeben vom Deutschen Wetterdienst am 14.01.2025

Wissenschaft kompakt

Von Kälte und historischen Schneestürmen


Wie bereits in den vergangenen Tagen, so beschäftigt sich auch das
heutige Thema des Tages mit allerlei Winterlichem. Unter anderem geht
es dabei um den "Schoolchildren's Blizzard" oder das "Fest des
Hilarius von Poitiers".


Der "Schoolchildren's Blizzard" fegte am 12. Januar 1888 über die
US-amerikanischen Bundesstaaten der nordamerikanischen Great Plains.
Er forderte mindestens 200 Todesopfer, wobei die genaue Zahl eher
höher liegen dürfte, da viele Menschen noch in den darauffolgenden
Wochen an den Folgen ihrer Erfrierungen starben. Unter den Opfern
waren viele Schulkinder, was letztendlich namensgebend für den
Schneesturm war. Entweder wurden sie zu Beginn des Schneesturms von
den Lehrern nach Hause geschickt oder sie harrten teils unzureichend
bekleidet in den schlecht gedämmten Schulgebäuden aus, wo häufig das
Heizmaterial ausging.

Bereits wenige Tage zuvor wehte ein Schneesturm über das Land. Der
12. Januar begann hingegen mild und sonnig. Viele Schulkinder wurden
daher wieder zur Schule geschickt und die Farmer verrichteten
liegengebliebene Arbeiten im Freien. Sie wussten nicht, dass am 11.
Januar im Bereich von Alberta (Kanada) ein Bodentief entstanden war.
Dieses war nach Montana und nachfolgend in den Nordosten von Colorado
gezogen und hatte sich dabei verstärkt. Am 12. Januar gegen 15 Uhr
erreichte es den Südosten von Nebraska und gegen 23 Uhr schließlich
den Südwesten von Wisconsin. Dessen Warmfront führte zu den milden
Bedingungen am Morgen. Der Schneesturm wurde dann durch das
Zusammentreffen der (arktischen) Kaltfront mit einer warmen und
feuchten Luft aus dem Golf von Mexiko ausgelöst. Die Temperaturen
rasten binnen weniger Stunden in den Keller. Es wird davon berichtet,
dass auch -40 Grad gemessen werden konnten.

Nachfolgend gab es viele Augenzeugenberichte, wie schnell und wie
heftig der Schneesturm aufzog. Ein Augenzeuge beschrieb das Szenario
beispielsweise mit großen Baumwollballen, die heranrollten. Sergeant
Samuell Glenn, der sich zu diesem Zeitpunkt gerade auf einem
Flachdach befand, schilderte, dass "die Luft etwa eine Minute lang
völlig unbewegt und die Stimmen und Geräusche von der Straße unten
wirkten, als drängen sie aus großer Tiefe herauf". Zudem sei die Luft
binnen kürzester Zeit "mit Schnee so fein wie gesiebtes Mehl gefüllt"
gewesen und man hätte selbst Gegenstände in nächster Nähe nicht mehr
gesehen. Viele berichteten, dass dem Sturm ein lautes Geräusch
verglichen mit einem herannahenden Zug vorausging. Dies kann
möglicherweise damit erklärt werden, dass mit den ersten Böen bereits
liegender Schnee nach oben gerissen wurde. Die Sichtweiten waren
binnen kürzester Zeit stark reduziert, sodass die Orientierung sofort
verloren ging. So wurde beispielsweise eine erfrorene Frau nicht weit
entfernt von ihrer Haustür aufgefunden, die den Haustürschlüssel noch
in der Hand hatte.

Dieses Ereignis wurde später auch in Literatur, Kunst und Musik
aufgegriffen. In dem 1986 veröffentlichten Gedichtband "The Blizzard
Voices" erinnert Ted Kooser an zahlreiche Einzelschicksale. Ein
halbabstraktes Wandmosaik im Nebraska-State-Capitol-Gebäude erzählt
die Geschichte einer Lehrerin, die ihre Schüler mit einer Wäscheleine
zusammenband und sicher durch den Sturm führte. Dieses Mosaik soll
die Lehrerin Minnie Mae Freeman Penney darstellen, die als eine
Heldin dieses Ereignisses gilt, da sie mehrere Kinder rettete.
Nur zwei Monate später wurden die Oststaaten von einem weiteren
schweren Schneesturm heimgesucht. Dieser Schneesturm ging als der
"Große Blizzard" von 1888 in die Geschichte ein.

Am gestrigen Montag wurde in Großbritannien das "Fest des Hilarius
von Poitiers" begangen. Dieses Fest wird auch als der "kälteste Tag
des Jahres" gefeiert. Die Zusammenhänge sind da schnell erzählt: Der
13. Januar ist der Gedenktag für besagten Bischof und Kirchenlehrer
und aus Großbritannien finden sich einige historische Berichte, die
ein eisiges Temperaturniveau rund um dieses Datum dokumentieren.

Kalt war es in den letzten Tagen auch hier in Deutschland, aber
glücklicherweise ganz "ruhig" und ohne Schneesturm. Regional blieben
die Temperaturen ganztägig im Frostbereich. In den Nächten war es
dann verbreitet frostig. Teilweise wurden auch Tiefsttemperaturen im
strengen Frostbereich (weniger als -10 Grad) erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch gibt es bei den Tiefsttemperaturen eine
deutliche Zweiteilung in Deutschland. Während es in der Nordhälfte
bei 6 bis 0 Grad frostfrei bleibt, gehen die Temperaturen in der
Südhälfte erneut in den Frostbereich auf Werte um -10 Grad direkt an
den Alpen zurück.

In der Nacht zum Donnerstag bleibt es nördlich des Mittelgebirgsraums
abermals frostfrei. Im Süden gehen die Temperaturen dann "nur" noch
auf bis zu -5 Grad zurück, direkt an den Alpen wird es noch etwas
kälter.

Zum Wochenende wird dann wieder verbreitet mit frostigen Nächten zu
rechnen sein und auch Werte aus dem mäßigen Frostbereich (-5 bis -10
Grad) tauchen wieder vermehrt auf der Vorhersagekarte auf.

(Das Bild zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

M.Sc. Tanja Egerer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.01.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst